Die Moral der Männer
Die schwebende Jungfrau: Premiere der Volksbühne Bad Emstal
BAD EMSTAL. Gelungene Premiere im Bad Emstaler Kur- und Festsaal: Die Volksbühne Bad Emstal spielte „Die schwebende Jungfrau“ – und kein Auge blieb trocken. Mit dem Schwank in drei Akten von Franz Arnold und Ernst Bach bereiteten die Amateurtheaterspieler unter der Regie von Ilona Neumann und Stephanie Hupfeld ihren Fans und vielen anderen Besuchern im voll besetzten Saal einen vergnüglichen Theaterabend. Mit aufwändigen Kulissen und Kostümen versetzte das Ensemble sein Publikum in die Welt des gehobenen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Mit Ironie wurden am Beispiel dreier Paare die eheliche Treue und die Doppelmoral der Männer aufs Korn genommen. Da ist der Weingroßhändler Hugo Massenbach (gespielt von Lothar Neumann), den Gattin Ida (Antje Hörl) für die Tugend in Person hält. Dieses auf einem Missverständnis beruhende, unbegrenzte Vertrauen nutzt der eigentlich jede Gelegenheit beim Schopfe packende Schwerenöter weidlich aus. Sein Schwager, Theodor Hilsebein (Manfred Altmann), eigentlich ein Pantoffelheld, der bei seiner Frau Therese (Petra Klaas) wenig zu lachen hat, ist nach 30 Jahren Ehe einem Seitensprung ebenfalls nicht abgeneigt. Nur der junge Schwiegersohn des Weinhändlers Walter Döring (Christian Schneider) ist in seiner Ehe glücklich, gerät aber durch den lebenslustigen Schwiegervater und widrige Umstände als einziger in den Verdacht, seine Pflichten als Ehemann zu vernachlässigen.
Die Begegnung mit der ehemaligen „schwebenden Jungfrau“, der Partnerin eines Magiers, deren Tasche Schwiegersohn Walter versehentlich mit nach Hause bringt, trägt zum Manövrieren in die scheinbar ausweglose Lage als Sündenbock bei. Eine Konstellation, aus der sich jede Menge Verwicklungen und komische Situationen ergeben.
Wortwitz und spritzige Spielfreude bei den Volksbühnen-Spielern machten die aktuelle Inszenierung zu einem Riesenerfolg.
Die weiteren Darsteller, die für amüsante Unterhaltung sorgten: Stephanie Hupfeld (Tochter von Hugo Massenbach), Ottmar Bulle (Kriminalkommissar Adalbert von Pieskow), Michael Rother (Jonny Jefferson), Andrea Schmolke (Sonja Grabowska), Iris Altmann (Wirtschafterin), Pamela Riedel (Dienstmädchen Minna). Für das Publikum unsichtbar als Souffleuse: Iris Bulle.
Für das liebevoll gestaltete, bis in jede Einzelheit ausgefeilte Bühnenbild waren Lothar Neumann, Franz Teinzer, Arnold Geselle und Willi Heidl verantwortlich.
Von Sigrid Hellwig