Regisseur und Schauspieler:
Mit leib und Seele fürs Theater
Balhorn. Im Wolfhager Land gibt es eine Handvoll Amateurtheater. Wir stellen Menschen vor, die sich im besonderen Maße für ihr Theater engagieren.
„Zum Theaterspielen bin ich gekommen, weil ich meine große Klappe nicht halten konnte“, sagt Lothar Neumann (56) aus Balhorn und lacht. Er hatte sich vor Jahren über eine Aufführung der Theatergruppe der „Naturfreunde Emstal“ lautstark geärgert. Aber Inge Friebertshäuser, die damalige Chefin, packte Lothar Neumann bei der Ehre mit den Worten, „er solle nicht nur meckern, sondern es besser machen“. Und ehe er sich versah, stand er in der Rolle eines jugendlichen Liebhabers zum ersten Mal auf der Bühne.
Damit nahm das Schicksal seinen Lauf. Einige Jahre lang spielte er verschiedene Rollen bei den „Naturfreunden Emstal“, bevor er zusammen mit einigen Mitgliedern 1987 die Volksbühne Emstal gründete. Seit fast dreißig Jahren ist er nicht nur Vorsitzender, Regisseur und Darsteller beim Amateurtheater, sondern schreibt selber Theaterstücke und bearbeitet vor allem Brüder Grimm Märchen.
Obwohl Lothar Neumann betont, dass das Vereinsgeschäft Teamarbeit sei und sie alle wie eine große Familie agieren, ist er der „große Zampano“, der „Übervater“ im Verein. Von sich selber sagt er sogar, dass er ein bisschen wie ein Diktator sei, aber ein liebenswerter. Und so wie in jeder richtigen Familie gibt es auch lautstarken Streit. Aber sie raufen sich alle wieder zusammen, denn sie haben ein gemeinsames Ziel: ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen und es zu einem unvergleichlichen Erlebnis für den Zuschauer werden zu lassen.
Das ist ihnen mit ihrem Programm, ein Erwachsenstück (meist Boulevardkomödie) und ein Märchen für Kinder pro Jahr, bisher gut gelungen. Von den 130 Mitgliedern des Vereins sind etwa 40 aktiv auf und hinter der Bühne in Bad Emstal tätig sowie im Vereinshaus in Balhorn. Sorgen bereitet dem Verein vor allem der fehlende Nachwuchs. Junge Männer braucht der Verein dringend.
Ehefrau spielt mit
Ohne die Unterstützung der eigenen Familie ginge gar nichts, beteuert Lothar Neumann. Mit Ehefrau Ilona habe er das große Los gezogen. Überhaupt ist sie daran schuld, dass er nach Balhorn gekommen ist. Gebürtig ist er aus Morschen und von Beruf Kaufmann. Sie haben sich bei der Arbeit kennengelernt, und er folgte seiner Ilona nach Balhorn. Beide arbeiten in einer Gastwirtschaft im Dorf. Seine Ehefrau ist ebenfalls im Theaterverein als Regisseurin und Darstellerin tätig. Wenn Lothar Neumann während seines Urlaubs ein Märchenstück neu schreibt, ist Ilona seine erste und schärfste Kritikerin.
Im Jahr 2013 wurde Lothar Neumann mit der Ehrennadel des Landes Hessens für seine Arbeit gewürdigt. Durch sein Engagement und seine Kreativität hat die Volksbühne Bad Emstal große Popularität in der Region erreicht.
Von Ursula Neubauer
Lothar Neumann in seiner Lieblingsrolle: Schustergeselle Matten im Stück „Meister Anecker“. Die Volksbühne Bad Emstal führte das Stück erstmals 1996 auf.
Foto: Neubauer