Einritt nur für Sternchen
Wo aus Menschen Katzen werden: Blick in die Garderobe der Volksbühne
Geordnetes Chaos: Vor jeder Aufführung geht‘s bei der Volksbühne Bad Emstal in der Garderobe hoch her. Hier darf Esel Iris Altmann (rechts) schon mal probeweise an der Möhre knabbern, die Manfred Altmann hinhält. Die Katze, Ramona Sommer (links), und die anderen Darsteller freuen sich auf ihren Auftritt. BAD Emstal. „Na mein kleiner Esel?“ So spricht der Chef zur Mitarbeiterin – und alle drum herum finden das ganz normal. Wo gibt‘s denn so was? Antwort: Bai der Volksbühne Bad Emstal, hinter den Kulissen, knappe zwei Stunden vor der Aufführung von „Die Bremer Stadtmusikanten“ im Kursaal.
Lange bevor sich der Vorhang hebt, geben sich Esel, Hund, Katze und Hahn, Räuber und Bäuerinnen, Kräuterfrau und Walswichtel ein Stelldichein in der Garderobe, besser: Die Darsteller nehmen hier die Gestalt an, die sie später auf der Bühne verkörpern werden. Das ist mitunter eine aufwändige Angelegenheit. Erst recht, wenn Menschen sich, dank Kostümen und Maskenbildnerei, in Tiere verwandeln. Was sich abspielt im engen Kämmerlein, bevor die ersten Spieler auf den Brettern stehen, ließ uns die fkotte Amateurtruppe bei einem Besuch in der Garderobe miterleben.
Drei Stunden vor Spielbeginn trudeln die Ersten im Kursaal ein. Ihre Anlaufstation: die Küche. Erst mal schnuddeln und ein Tässchen Kaffee trinken, das tut den Nerven gut und hat sich seit vielen Jahren bewährt. Nach und nach werden die Akteure in die Maske gerufen. Tierisch gut drauf: Ilona Neumann verwandelt Ramona Sommer in eine Katze Zwei Multitalente haben die Schminkkoffer geöffnet und halten die Pinsel schon tatendurstig in der Hand. Ilona Neumann und Steffi Sprenger führen nicht nur gemeinsam Regie und spielen obendrein selbst, sondern tragen auch als exzellente Maskenbildnerinnen zum Bühnenerfolg bei. Als Räuber und Bäurinnen geschminkt sind, dürfen die noch mal vor die Tür.
Nicht so die Tiere: Sie werden kurzerhand eingesperrt. Denn im Saal treffen bereits die ersten Kinder ein. „Hallo Hund“, freut sich die Katze, als auch dieser seiner Vollendung entgegen geht. Nette Bäuerin: Nur noch das Tuch gebunden und Inge Geselle ist fertig für den Auftritt Unterdessen legt einer der Räuber schon mal die Vorderlader griffbereit für den Einsatz, die Räuberbraut rückt sich die Perücke zurecht, eine Bäurin zieht ihre Schürze an. Vor der fünf Meter langen Spiegelwand vertiefen sich einige Spieler noch mal in Ihre Rollenbücher. Die Ablage ziert ein bunter Mix aus Text-Mappen, Kaffeebechern, Obsthäppchen, Schnuckzeug – und eine Möhre. An der darf niemand knappern, erst der Esel auf der Bühne. Locker-flockig ist der Umgangston, es wird viel gelacht