Karussell der Komplikationen
Drunter und drüber ging es im Kur- und Festssal in Sand. Viele Verwicklungen sorgten
für Lachtränen bei den rund 270 Zuschauern.
BAD EMSTAL. Besonders interessant wird für viele ein Theaterstück vor allem dann, wenn die Zuschauer die Akteure persönlich kennen und ihre Nachbarn in völlig verwandelter Form auf der Bühne wiedersehen und diese dort verborgenes Talent entfalten. Das ist das Geheimnis der vollen Zuschauersäle der „Volksbühne Bad Emstal“ aber nicht allein. Es ist auch die schauspielerische Laienkunst – und das bereits seit neun Jahren.
„Da stimmt doch etwas nicht“, vermutet die Frau des Schuhmachers Franz Anecker und meint den um den Laden herumflanierenden Bürgermeister. „Da stimmt doch etwas nicht“, glaubt auch der Schuhmacher und fürchtet, dem Bürgermeister gefielen die Augen seiner Frau. Als das Stück „Meister Anecker“ vor Jahren im „Ohnesorg-Theater“ in Hamburg aufgeführt wurde, kam bei den „Volksbühnenspielern“ die Idee, dieses Lustspiel von August Lähn auf der Bühne in Sand zu zeigen.
Der Erfolg gab ihnen recht, die Inszenierung wurde ein echter Sorgenbrecher. Die Zuschauer applaudierten auf offener Szene und besonders lange am Ende. Da war der einfältige Schustergeselle Matten mit dem „Reißmichtismus“ und dem Hang zu den Körnern, die durch die Kehle fließen. Lothar Neumann spielte dies Rolle hinreißend.
Aber nicht nur ihm war die Rolle förmlich auf den Leib geschrieben, seine Frau Ilona, die zugleich Regie führte, verdiente den Riesenapplaus für die Darstellung der energischen Schustersfrau Lena Anecker. Ständige Lacher auf seiner Seite hatte auch Michael Sommer als verklemmter Bürgermeister Heinrich Wedekamp. Während der zweistündigen Aufführung steigerte sich Dieter Degenhardt als eifersüchtiger Schuhmacher Anecker. Als ein vielversprechendes Talent für die „Volksbühne“ erwies sich erneut Stephanie Sprenger, die als zukünftige Bürgermeistersfrau eigentlich am Karussell der Komplikationen schuld war.